Minato Inari Jinja im Schnee 👹🍣🎎 Mein Japan

in voilk •  4 months ago

    IMG_0284.JPG

    Der diesjährige Winter ist zwar noch nicht offiziell vorbei, aber in den letzten Wochen ist zumindest an manchen Tagen so etwas wie erste Frühlingsstimmung aufgekommen. Die Temperaturen schwanken zur Zeit ordentlich und ab und zu kann man fast vergessen, dass wir uns ja eigentlich noch in der kalten Jahreszeit befinden. Vor allem auch, weil die der Winter diesmal viel weniger Schnee mitgebracht hat als in früheren Jahren, in denen das Leben in unserer Stadt manchmal still zu stehen schien. Schnee ist Freud und Leid zugleich, und so sehr ich mir noch einmal ein weißes Wunderland wünsche, so sehr fürchte ich mich gleichzeitig davor, bei Schnee und Eis mit dem Auto unterwegs zu sein.

    Aber Schnee hat wie erwähnt auch eine faszinierende Seite, mit der er uns fürwahr begeistern kann. Wenn Stadt und Land mit einer weißen Decke überzogen sind, wirkt unsere Umgebung manchmal wie in einem Märchen. Verträumt und verzaubert und dabei so geheimnisvoll.

    Und gerade Orte und Schreine können mit ein wenig Schnee noch bezaubernder und charmanter wirken, als sie es sonst schon tun. Der weiße Schnee bedeckt und unterdrückt die meisten anderen Farben, so dass die verbliebenen um so stärker und deutlicher zu wirken scheinen. Insbesondere das leuchtende zinnoberrot, welches man in vielen Schreinen findet, sticht nun um so mehr heraus und scheint manchmal sogar zu leuchten.

    In einem der letzten Winter waren wir an einem dieser schneereichen Tage in der Stadt unterwegs und sind an einem unser vielen Schreine vorbeigekommen. An diesem zwar lokalen aber doch recht bekannten Schrein wollte ich dann nicht einfach so vorbeifahren, sondern zumindest einen kurzen Blick wagen. Zu anziehend schien mir die Szenerie vor mir, als dass ich sie ignorieren wollte. Ganz im Gegenteil, auch mit nur wenig Zeit wollte ich mir die Gelegenheit nicht entgehen lassen und eine Runde durch die Anlage drehen. Meine Kamera hatte ich ja zum Glück dabei, so dass ich wie üblich eine Menge Fotos gemacht habe, mit denen es mir vielleicht gelingt, euch ein wenig die Stimmung dort näherzubringen.

    Lehnt euch also einfach gemütlich zurück und kommt mit auf eine Runde durch den Minato Inari Schrein...

    IMG_0286.JPG

    Der Minato Inari Jinja 湊稲荷神社 ist im älteren Teil der Stadt Niigata gelegen, ganz in der Nähe der Mündung des Shinanogawa-Flusses in das Japanische Meer, wo sich in früheren Zeiten die alten Hafenanlagen befanden. Das Wort Minato 湊 heißt übersetzt auch Hafen, und das Wort Inari 稲荷 könnte Lesern meines Blogs vielleicht bereits bekannt sein, da es auf die populäre Gottheit Inari hinweist.

    Die Ursprünge des Minato Inari Jinja reichen bis in die Edo-Zeit des frühen 18. Jahrhunderts zurück. Bereits in dieser Zeit wurde der Schrein wurde von den Seeleuten der Schiffe, die im Hafen von Niigata einliefen, verehrt. Nach der Öffnung Japans in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und in Übereinstimmung mit den damaligen Handelsverträgen wurden die Häfen von Hakodate, Nagasaki, Yokohama, Hyogo, Osaka und Niigata für den internationalen Handel geöffnet. In diesen Städten wurden auch die ersten Zollhäuser errichtet. Diese im europäischen Stil errichteten Gebäude waren für die Japaner zu jener Zeit eine Überraschung, und ganz in der Nähe des Schreins kann man auch heute noch das restaurierte Gebäude besichtigen.

    Dies führte zu einer weiteren Aufwertung der Stadt, seiner Hafengegend und auch des Minato Inari Schreins, welcher, auch wenn die modernen Hafenanlagen der Neuzeit nun vor der Toren Niigata liegen, auch heute noch von vielen Menschen besucht wird.

    IMG_0289.JPG

    Eine der Besonderheiten des Schreines sehen wir hier. Auch in diesem Schrein gibt es zwei Komainu, wie die steinernden Wächterhunde genannt werden, aber das Besondere an ihnen ist, dass man sie drehen kann. Auf jeder Seite des Eingangsbereichs findet man jeweils einen Komainu, wobei sich Frauen zur nach links und Männer nach rechts wenden soll.

    IMG_0290.JPG

    Wenn man den Komainu dreht und dabei betet, soll der Wunsch, den man im Kopf hat, in Erfüllung gehen. Angeblich braucht man je nach Gewicht und Bedeutung des eigenen Wunsches mal mehr und mal weniger Kraft, um den steinernen Löwenhund zu drehen. Aber mit Wünschen ist das leider immer so eine Sache. Bei mir scheint das meist eher nicht so zu funktionieren, dass meine Wünsche auch einmal in Erfüllung gehen.

    IMG_0291.JPG

    Wir nähern uns jetzt dem Hauptgebäude und begegnen hier der ersten kleinen Fuchsstatue, welche direkt neben einer roten Laterne steht. Wie erwähnt ist Inari die Gottheit der Füchse, aber sie ist auch für Reis und Reisanbei, und auch für Wohlstand und geschäftlichen Erfolg, aber auch für allgemeines Wohlergehen zuständig. Inari wird meist als weibliche Gottheit angesehen und ihr sind in ganz Japan fast 3000 Schreine gewidmet, von denen ich im Laufe der Zeit schon ein paar besichtigt habe.

    IMG_0292.JPG

    Nun sind wir bereits im Eingangsbereich des Hauptgebäudes, welches in der Winterzeit zusätzlich mit großen Planen vor Wind und Witterung geschützt wird. Hier findet man die üblichen Talismane und Glücksbringer, welche man in den meisten großen Schreinen käuflich erwerben darf.

    IMG_0293.JPG

    Einige Glücksbringer nimmt man als Talisman mit nach Hause und behält sie immer bei sich, auf andere schreibt man seinen Wunsch und hängt sie hier im Schrein auf. Ein wenig Aberglaube gehört zu allen Religionen dazu und vor allem der Wunsch, dass man sein eigenes Schicksal leicht beeinflussen und ihm einen Schubs in die gewünschte Richtung geben kann.

    IMG_0294.JPG

    Wie in den meisten Schreinen und auch Tempeln war auch hier im Minato Inari Jinja Rot die dominierende Farbe. Angefangen bei den Toori, den markanten Eingangstoren, über die Laternen bis zu den Bannern und dekorativen Schmuckelemenenten, Rot war einfach überall zu sehen. Einerseits steht diese Farbe für Kraft und Energie, aber gleichzeitig soll sie auch Unbill und Dämone fernhalten. Zumindest werden ihr diese Eigenschaften zugeschrieben, und die Menschen scheinen daran zu glauben.

    IMG_0295.JPG

    Unser Blick nach oben zeigt uns auch einige Glocken und Klingeln, welche an langen Seilen und Schnüren hängen und die man nach dem Verrichten seines Gebetes Läuten tut. Auch wenn es in japanischen Schreinen und auch Tempem für das Beten eigentlich ein festes Format gibt, habe ich immer wieder gemerkt, dass diese bei den meisten Menschen immer etwas voneinander aufweicht. Letztendlich hat wohl keiner so richtig aufgepasst, als einem dies erklärt und gezeigt wurde.

    IMG_0297.JPG

    Auffällig waren auch die vielen kleinen roten Papierfische, welche als Dekoration unter der Decke hingen. Auch diese waren Talismane, welche man hier erwerben konnte, und die einen von Unglück bewahren sollten. Besonderes in den größeren Schreinen und Tempeln ist die Sache mit den Glücksbringern eine große Sache und man kann sie für alles möglichen Situationen erwerben. Für Prüfungen und Geschäfte, aber auch bei Krankheit und Kinderwunsch - man muss nur das Portmonee öffnen und schon steht dem eigenen Glück nichts mehr im Weg.

    IMG_0301.JPG

    Wir sind wieder draußen und schauen usn noch ein wenig in der Schreinanlage um, welche an jenem Tag ein äußerst charmanten Eindruck machte. Es war wohl der weiße Schnee, der die roten Laternen so richtig in Geltung und zum Leuchten brachte und der dem ganzen Ort einen recht besinnlichen Touch verpasst hatte.

    IMG_0304.JPG

    Neben dem Hauptgebäude gab es auch einige kleinere Altare, welche zum Teil auch von roten Toori markiert waren. Je nach Jahreszeit sieht es hier auch immer etwas anderes aus, und ich versuche daher, auch an Orten, die ich eigentlich bereits gut kenne, immer wieder neue Details zu entdecken, welche ich bei vorherigen Besuchen übersehen habe.

    IMG_0300.JPG

    Hier haben wir eine kleine Fuchsstatue, mit einem großen Tooro dahinter, einer steinernen Laterne, welche so typisch für solche Anlagen ist. Die Fuchsstatue ist im unteren Bereich mit kleinen Zetteln behangen, auf denen Besucher ihre Wünsche geschrieben haben.

    IMG_0302.JPG

    Teilweise wirkte die Schreinanlage etwas überladen, mit all den viele Toori, und den Laternen und Fahnen und Altaren. Aber wahrscheinlich war es auch der Tatsache bedingt, dass sich hier vieles auf wenig Platz präsentierte, denn das ganze Areal war doch recht klein für einen so populären Schrein. Gleichzeitig wirkte alles hier so lebendig und aufgeregt, und man weiß gar nicht, wo man zuerst hinschauen soll.

    IMG_0303.JPG

    Aber wie bereits erwähnt, schaffte es der Schnee, dem ganzen Areal eine dann doch recht besinnliche Atmosphäre zu verpassen und an einigen Stellen bot sich einem ein wunderbarer Anblick, der einen schnell bezaubern konnte. Für mich sind es meist diese so typisch japanischen Stilelemente, wie Toori und Tooro, die mich am meisten faszinieren. So wie in dieser Ecke des Schreines diese Reihe roter Laternen, welche durch das Weiß um sie herum so richtig in Szene gesetzt wurden.

    IMG_0299.JPG

    Ich hatte leider nicht all zu viel Zeit für meine Runde durch den Minato Inari Jinja aber trotzdem hatte der Schrein bei diesem kurzen Besuch einen intensiven Eindruck auf mich gemacht. Aufgrund des Schnees waren auch kaum andere Menschen hier gewesen, was die Aura um mich herum noch zu verstärken schien. Auch die immer länger werdenden Schatten hatten hier wohl ihren Anteil dran, welche davon zeugten, dass die Tage im Winter doch immer noch recht schnell vorbei sind.

    Ich habe mir vorgenommen, zu einer anderen Jahreszeit unbedingt noch einmal hier vorbei zu kommen und mir dann alles ganz in Ruhe anzuschauen. Aber trotzdem war meine erste Runde durch diesen lebhaften Schrein äußerst stimulierend und inspirierend und jetzt mein Schreiben dieser Zeilen habe ich sofort Lust, diese kleine Runde noch einmal zu wiederholen. Wahrscheinlich sollte ich noch ein paar Wochen warten, bis sich der Frühling gezeigt hat. Mit ein wenig frischem Grün und wenn dann vielleicht sogar ein paar Kirschbäumen blühen sollten, wird dieser Ort mindestens genau so charmant wirken, wie bei meiner Winterrunde. Mal sehen, ob ich es im kommenden Frühling hierher schaffen werde, denn wie üblich habe ich auch diesmal schon so viele Pläne, wo ich unbedingt hin muss.

    Wenn auch ihr weitere Bilder und Eindrücke aus dem Land der aufgehenden Sonne sehen wollt, schaut doch bitte bald wieder hier vorbei. Es gibt auch für mich noch so viel zu sehen und zu entdecken, und auch so viel, was ich euch noch zeigen möchte...

    IMG_0287.JPG

    blog-ende.png

      Authors get paid when people like you upvote their post.
      If you enjoyed what you read here, create your account today and start earning FREE VOILK!