Entscheidungen zu treffen ...

in voilk •  4 months ago

    Nicht unbedingt eine Spezialität mit einem „natürlichen“ Ursprung.

    Da es sich abzeichnet, dass trotz aller zwischenmenschlicher Ungereimtheiten, wie sie auf nahezu jedem Flecken dieses Planeten (unter Zuhilfenahme Waffengewalt) zelebriert werden, Ostern auch in diesem Jahr nicht vom Veranstaltungskalender gestrichen wird, kam mir der Gedanke über den Weg gelaufen, einen Blick auf die Kapriolen zu riskieren, mit denen »Mutter Natur« uns zeitweise zu überraschen weiß.

    Einfach nur dazusitzen, meinem Kopf, die rechte Hand als vermeintlich stabile Stütze unterzuschieben und Trübsal blasend auf das Erscheinen des Osterhasen zu warten, ist – offen gesagt – nicht mein Ding. Die Abstützung der auf Sparflamme kochenden, behaarten Denkfabrik sollte nämlich unbedingt beidhändig praktiziert werden, denn nur so kann für den außen vorstehenden Betrachter der Eindruck entstehen, hier säße jemand, der sich wahrhaftig mit schwerwiegenden Problemen beschäftigt. Böse Zungen bezeichnen dieses lebendige Stillleben mit stabiler Schreibtischplatte als eine Vorspiegelung falscher Tatsachen. Schwamm drüber – Zungensalat mag ich ohnehin nicht.

    Außerdem stand doch ganz oben auf meiner Agenda, mich etwas intensiver mit der Natur zu beschäftigen, da diese offensichtlich nie schlafende »Hüterin des Ganzen«, es scheinbar liebt, mir unablässig Fragen über den Tisch zu schieben, zu denen mir keine Antwort mit eingebauter Selbstbefriedigung einfällt.
    Wenn wir schon dabei sind, den Katalog mit den Fragen durchzublättern, sticht mir jene ins Auge, die da lautet: ”Verfügt die Natur über so etwas wie Humor?”
    Wenn dies mit einem klaren »Ja« beantwortet werden sollte, dann (so meine erste Einschätzung) muss es sich um eine recht eigenartige Form (Sorte) von Komik handeln. Wie anders soll ich ganz nebenbei das interpretieren, was das fragile Ökosystem mir über Nacht ins Schaufenster gelegt hat?

    Es drängt sich mir vehement die Vermutung auf, »Mutter Natur« sei als Vorstandvorsitzende der ”Leben-auf-der-Erde AG” leicht (um es vorsichtig auszudrücken) überfordert. Uns (als unschlagbare Besserwisser in allen Bereichen, die man erfühlen oder nur erahnen kann) ist doch klar, wie Kloßbrühe, an ein solches Projekt sich nicht wie ein zweitklassiger Koch annähern zu können, der unablässig neue Zutaten in den großen Topf wirft und darauf hofft, dass er am Ende das Undefinierbare als Bouillabaisse vermarkten kann.

    Hier dreht es sich nicht um das vom Wind unterstützte Verschwinden einer Löwenzahnblüte. So leicht darf man es sich nicht machen. Wir reden hier über die »Evolution«. Solche Fremdwörter lässt man sich nicht einfach so einfallen und baut sie in ein Konzept (wenn einem nichts Besseres einfällt) als einen Vogel zu erfinden, der überhaupt nicht fliegen kann. Und damit ist keinesfalls der »schräge Vogel« gemeint.
    Außerdem, wenn ich als Blobfisch auf die Welt gekommen wäre, die ”Leben-auf-der-Erde AG” hätte sich auf eine Klagewelle einstellen können, gegen die das “Glyphosat-Verfahren” wie ein Kindergeburtstag wirken könnte.

    Wann lädt dieser »Verein« überhaupt einmal zu einer Hauptversammlung ein? Schließlich tummeln sich in meinem Wertpapier-Portfolio nicht wenige dieser, von umtriebiger Volatilität geprägten, Aktie. Vom Winter bis zum Herbst – du kannst nie wirklich sicher sein, wo der Kurs sich hinorientiert.
    Gerade jetzt, zum Beginn des Frühlings, wenn alle Zeichen auf eine explodierende Kraft austreibender Energie hindeuten (der somit ankündigende Kursgewinn bereits doppelt und dreifach verplant ist), bringt der Winter mit frostig geführten Tarifverhandlungen den Aufschwung geradewegs zum Erliegen.

    Würde mich jemand fragen (was natürlich niemand tut, da ich mich stets am falschen Ort zur unangebrachten Zeit aufhalte), dann zöge ich eine Erklärung für den so dahindümpelten Kurs der Aktie aus dem Köcher, die es möglicherweise sogar bis zur Sendung ”Börse vor acht” schaffen könnte. Es kämen die Dinge zur Sprache, die uns so richtig auf den Geist gehen. Insbesondere die Katastrophen, die im Anschluss an die Tagesschau noch einen stinklangweiligen »Brennpunkt« nach sich ziehen, obwohl im angekündigten Krimi die erste Leiche bereits um 20:25 Uhr dem Gerichtsmediziner vorliegen sollte.

    Ob nahezu unausrottbare Krankheiten, wie Schweißfüße oder offen zur Schau getragen Dummheit, Einschläge von Gestein (ausgespuckt vom schwarzen Loch) oder Lava-Ejakulationen ohne jegliche Verhütungsmaßnahme. All das tun wir meist vorschnell als Katastrophe ab, die sich regelmäßig in unseren Tagesablauf drängt (in dem sie eigentlich nicht eingeplant war) und sich dazu nicht (ganz im Gegensatz zu Ostern) an feste Daten oder gar Zeiten hält.
    Um diesen Gute-Laune-Killern die Krone des nahezu Unerklärbaren aufzusetzen, ergänzen wir noch die Katastrophe mit dem Zusatz ”Natur”. »Natur-Katastrophen« werden allgemein nämlich noch dramatischer eingeschätzt als ein Hammerschlag auf den Fingernagel oder das Aufwachen neben Erna Koslowski. (Wer Erna kennt, der weiß exakt, was sich damit auszudrücken versuche.)

    ”Ich bin Erna Koslowski.”

    So präsentiert er sich dann wohl, der Humor, über den höchstwahrscheinlich ”Mutter Natur” nur selbst zu lachen imstande ist? Das Leckerli unter den Komik-Häppchen, welches die fidele Vorstandsvorsitzende der ”Leben-auf-der-Erde AG” uns ****als Beipackzettel zu den verschriebenen Katastrophen beilegt, liest sich meist so: »Dann sieht mal zu, wie ihr damit zurechtkommt.«

    Solche, an das Absurde grenzende Gemeinheiten, könnten jedoch auch ein Ausdruck dessen sein, was ich bereits seit längerer Zeit vermute. ”Mutter Natur” hat einfach zu wenig Freizeit. Keine Mittagspause, kein Feierabend und kein schriftlich vereinbarten Urlaubstag. Unter solchen Umständen musst du doch mit der Zeit zur aufgebrachten Wildsau werden.

    Mich ereilt gerade die Befürchtung, mich mit dem Experiment »Nachdenken über die Natur« in eine Sackgasse manövriert zu haben. Einerseits lastet nun auch noch eine weitere Frage unter meiner rauchenden Schädeldecke, die da lautet: ”Wie kann man ein Projekt wie das Leben in die Hände von jemandem legen, der nicht in der Lage zu sein scheint, sich selbst eine Tasse Kaffee zu kochen?”
    Andererseits sollte ich mich langsam mit der Tatsache anfreunden, Erleichterung darüber zu empfinden, dass sich überhaupt jemand für diesen Job beworben hat.
    Ich, zumindest, hätte keinen Bock drauf. Viel zu sehr genieße ich frisch aufgebrühten Kaffee, Feiertage – und Ostern ohnehin.
    Allein schon wegen den von »Mutter Natur« erfundenen Osterhasen.

    Der letzte Satz ist zwar, grammatikalisch betrachtet, eine kleine »Natur-Katastrophe« – was uns allerdings nicht daran hindern sollte, die anstehenden Osterfeiertage zu genießen.

    Frohe Ostern!

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