Heute war ein sehr sprachlicher Tag. Ich wollte schon schreiben "aber der Reihe nach", dabei hatte ich mir ja eigentlich eine andere Reihenfolge überlegt. Ich schreib das also mal so runter, wie es mir in den Sinn kommt.
Während ich auf dem Handy durch meine Bilder scrolle und nach dem Suche, was nun diesen Post schmückt, ohne zu wissen, dass ich es suche (klärt sich gleich auf), spricht mein Sohn mich an, der gerade erst Lesen und Schreiben lernt.
"Was machst du da?"
"Ich suche ein Bild." (Für mich offensichtlich, er weiß es ja nicht)
"Was für eins?"
"Weiß ich noch nicht. Ein schönes, vielleicht sogar passendes"
"Warum?"
"Weil ich einen Beitrag schreiben will und das mit einem Bild aufhübschen möchte"
"Warum?"
"Wie warum? Hab ich doch gerade erklärt. Ich will damit einen Beitrag schmücken. Dem Auge auch was bieten"
"Aber Papa. Du hast mir doch gesagt, dass die richtig guten Bücher, die mit den tollen Geschichten, diejenigen sind, die eben keine Bilder enthalten. Warum brauchst du dann Bilder? Schreibst du denn keine tollen Geschichten?"
Bah. Schachmatt. Oder zumindest angedroht. Dieses Alter, in dem sie anfangen die eigenen Worte gegen einen zu verwenden, ist echt schwierig. Macht aber irgendwie doch stolz. Ok, Handy beiseite und anfangen zu schreiben.
Kaum ist er raus, doch ein Bild genommen. Die Kaffeetasse, die er mir vom letzten Strandurlaub auf Borkum mitgebracht hatte. Wie gerne würde ich nach dem Dialog auf der Terrasse sitzen und einen Feierabendkaffee trinken.
Und Sprache ist echt so ein Ding. Hatte ja heute meinen Bürotag, wie jeden Montag. Bin also nicht ab 4 Uhr früh unterwegs sondern so von 8 bis 16 Uhr im Büro. Der Weg in die Pause oder zu Besuch in anderen Abteilungen führt dann immer durchs Großraumbüro. Und dann bin ich doch glatt Zeuge eines Dialoges zweier Führungskräfte wobei ich mir denke "Ich brauche Kontext und zwar schnell!"
Mann: "Schau dir das mal an"
Frau: "Ne, ist der groß!"
Mann: "Ja und guck mal hier"
Frau: "Oh, den Ausschlag hab ich mir schlimmer vorgestellt"
Ich: "Jetzt kann ich nicht mehr, was geht hier gerade ab?"
Stellt sich heraus, es ging um Statistiken und Diagramme. Mit groß war, wie auch mit Ausschlag, ein Ausreißer in einer Statistik als Kurvendiagramm dargestellt gemeint.
Das wäre fast einer für die Kategorie Pausengespräche, wenn es nicht während der Arbeitszeit gewesen wäre.
Nach Feierabend ist zwar auch kein Pausengespräch, inhaltlich passt es aber trotzdem. Meine liebe Frau musste heute mal über eine etwas demotivierte Kollegin bei mir abladen, die anscheinend motivationstechnisch schon abgeschaltet hat. Ich habe das ganze am Ende mit "Ich kam, ich arbeitete, ich ging" kommentiert. Das brachte mir sofort ein "Wenn schon blöder Kommentar, dann hätteste dir wenigstens die Mühe machen können das auf Latein zu formulieren". Also versuchte ich mich und das veni war offensichtlich, weil wie im Original. Was war nochmal arbeiten? Wie ging der Spruch? Betet und arbeitet: Ora et labora. Laborare also arbeiten, dann ist erste person perfekt bestimmt labori. Hey, zwei drittel schon geschafft. "Was heißt denn weggehen auf Latein?" schaute ich meine Frau an. Sie kam spontan mit "Quo vadis? war doch Wohin gehst du?" und wir einigten uns auf vadere daher vadi. Schnell gegoogelt und hey, wir können's noch.
Veni, labori, vadi.
"Naja, so schön ist der Spruch nicht. Alliteration ist auch futsch" warf ich dann ein.
"Tja, nicht jeder Spruch kann schön sein." Grinste mich meine Frau an.
"Oh, das ist aber in sich wieder ein Schöner Spruch." gab ich dann zu.
Mit dieser Erkenntnis: Hoffe, ihr hattet auch einen schönen Montag.